Warum? / Theologie
Warum?
Wir glauben, dass zum aktiven Christsein mehr gehört als in den Gottesdienst zu gehen und zu beten. Aus der Bibel leiten wir ab, dass wir nicht nur als verantwortungsvolle Bürger*innen die Umwelt für die nachfolgenden Generationen bewahren müssen, sondern auch als Gläubige. In anderen Konfessionen und Religionen wird dieser Gedanke bereits intensiv gelebt.
Wir denken, dass mit einem kirchlichen Engagement für einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Schöpfung die Kirchen im Allgemeinen und auch die Neuapostolische Kirche im Besonderen nur an Glaubwürdigkeit gewinnen können. Es liegt eigentlich nahe, dass es gerade den Menschen, die an den Schöpfer glauben, am meisten am Herzen liegen müsste, seine Schöpfung zu bewahren und sich für ihren Schutz einzusetzen.
In etlichen Verlautbarungen, unter anderem im Katechismus, weist die Kirchenleitung der NAK explizit auf unsere Verantwortung für die Schöpfung hin. Einige Aussagen haben wir im Folgenden zusammengestellt.
Theologische Aussagen zur Schöpfungsverantwortung
Bibel | Katechismus | NAKI | Stammapostel
Was sagt die Bibel?
Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.
Gen 2,15
Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.
Markus 16, 15
Tut der Erde und dem Meer und den Bäumen keinen Schaden, bis wir versiegeln die Knechte Gottes an ihren Stirnen.
Offenbarung 7, 3
Was sagt der Katechismus der Neuapostolischen Kirche?
Gott hat den Menschen ihren Lebensraum zugewiesen und ihnen den Auftrag erteilt, über die Erde zu herrschen und sie zu bewahren. Im Umgang mit der Schöpfung ist der Mensch Gott, dem Schöpfer, gegenüber verantwortlich. Er ist gehalten, alles Leben und den Lebensraum wertschätzend zu behandeln.
Diese Bitte („Unser tägliches Brot gib uns heute“) zielt im weiten Sinn auf die Erhaltung der Schöpfung. Ferner wird mit diesen Worten der Herr um Nahrung, Kleidung, Wohnung und alles gebeten, dessen der Mensch im irdischen Leben bedarf.
Die übertragene Bedeutung der Bitte ist die um das Wort Gottes als „Speise“ für die unsterbliche Seele (Jer 15,16).
Eine weitere Bedeutung der Bitte bezieht sich auf das Brot des Lebens — das Heilige Abendmahl — gemäß den Worten Jesu: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt“ (Joh 6,48-51). Gott trägt dafür Sorge, dass uns auch dieses Brot immer neu bereitet wird.
Was sagt die NAK International?
Aus der Endlichkeit der materiellen Welt darf jedoch nicht gefolgert werden, dass der unsichtbare Teil der Schöpfung einen höheren Rang hätte als der sichtbare, denn die Welt ist in ihrem Ursprung eine und als Ganze ihrer Natur nach sehr gut (vgl. 1 Mo 1,31).
Im Hinblick darauf muss der gottgewollte Herrschaftsauftrag des Menschen über die Schöpfung unter den Bedingungen der Neuzeit im Sinn einer Verantwortungsethik auch als Auftrag zum verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen und zur Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen verstanden werden. Aus der in den göttlichen Geboten verankerten Wertschätzung des Lebens ergibt sich für heutige Generationen die Pflicht zu einem sorgsamen und schonenden Umgang mit der Natur.“Ausführungen „Verantwortung für die Schöpfung“ der NAK International
Was sagt Stammapostel Jean-Luc Schneider?
Thema Schöpfungsbewahrung. Das ist keine politische Einstellung, bitte. Wer sich bewusst ist, wir sind berufen, dem Herrn zu dienen, weil der Herr eine lange Periode sein Reich auf dieser Erde aufrichten will, die Menschen Heil erlangen auf dieser Erde, die wissen weiterhin: Okay, da kann es nicht so weitergehen, da müssen wir was tun. Schöpfungsbewahrung. Was wir machen sollen, konkret, das ist nicht die Aufgabe der Kirche. Das ist eine politische, ein wirtschaftliche Entscheidung. Da sind wir nicht zuständig als Apostel. Unser Bemühen geht nur dahin, diese Herzenseinstellung zu schaffen: Pass mal auf, die Menschen müssen da [im 1000-jährigen Friedensreich] leben. So kann es nicht weitergehen. Wir müssen dafür sorgen, dass es auch weitergehen kann.
Das ist Aufgabe der Kirche, diese Sensibilisierung. Wie das dann praktisch umgesetzt wird, das ist ein ganz anderes Thema. Dafür sind wir nicht zuständig. Aber diese Nächstenliebe, die sich in der Schöpfungsliebe, in der Schöpfungsbewahrung ausdrückt, das ist unsere Aufgabe.Gottesdienst in Berlin-Charlottenburg, 14.11.2021
Als er(Gott) den Menschen schuf, gab er ihm die Gemeinschaft mit Gott, er gab ihm die Verantwortung für die ganze Schöpfung. Der Mensch war nichts, und er bekam alles, ohne Gegenleistung, aus Liebe.“
Gottesdienst für Südkorea, Japan, Hong Kong und Taiwan, 9.02.2021 (siehe nac.today)
Wir wollen die rechte Beziehung zur Schöpfung haben. Wir wollen mit den Schätzen dieser Erde im Sinne Gottes umgehen und unsere Verantwortung in diesem Bereich wahrnehmen.
Gottesdienst für Cambridge (Kanada), 20.12.2020
Die Erde wollen wir mit Liebe und Weisheit behandeln. Im Bewusstsein unserer Verantwortung gegenüber der heutigen und der kommenden Generationen achten wir darauf, die natürlichen Ressourcen nicht in egoistischer Weise auszubeuten.
Gottesdienst zum Erntedank in Paris, 4.10.2020 (siehe nac.today / nak.org)
Wir wollen uns auch bewusstmachen, dass wir mit den Ressourcen dieser Erde etwas sorgfältiger umgehen sollten. Das ist auch ein Ausdruck unserer Liebe gegenüber Gott und unserem Nächsten. Manchmal sagen mir Brüder und Schwestern: Ja, aber Stammapostel, wir wollen doch gar nicht hierbleiben, wir wollen doch in den Himmel. So sei es auch weniger wichtig, sich um die Erde zu kümmern, sondern dafür mehr um die Seele; wir wollen ja in den Himmel. Ich sage euch: Ich will auch in den Himmel. Doch lasst uns nicht vergessen, dass Menschen auch weiterhin auf dieser Erde leben werden, bis zum Tag des Jüngsten Gerichts. Die Menschen sind für die Erde verantwortlich bis zum Jüngsten Gericht. Und übrigens hoffen wir ja darauf, dass wir Teil der königlichen Priesterschaft sein werden und mit Jesus Christus wieder zurückkommen auf diese Erde, um an der Seite des Herrn Jesus das Evangelium zu verkündigen. Also seht ihr? Selbst aus einem neuapostolischen Blickwinkel macht es Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, wie wir mit dieser Erde umgehen
Pfingstgottesdienst, 31.05.2020
Unsere Liebe zu Gott lässt uns das Werk des Schöpfers wertschätzen und bewahren.
Die Nächstenliebe drängt uns, die Ressourcen der Erde gerecht zwischen jedem Einzelnen und den Generationen zu verteilen.
Gottesdienst in Dundo (Angola), 12.12.2020
Und Gott hat ihm [dem Mensch] die Erde, die Schöpfung gegeben, dass er sie bewahrt. Der Mensch soll die Schöpfung verwalten anstelle Gottes, im Auftrag Gottes. Also auch im Sinne Gottes. Der Mensch ist verantwortlich für den Zustand der Schöpfung. Er soll dafür sorgen, dass er sie nicht beschädigt. Er soll sie bewahren. Der Mensch kann nicht sagen: ‚Ja, ich genieße alles was ich habe und Gott sorgt für den Rest. Und wenn die Ressourcen nicht mehr da sind, dann wird Gott etwas anderes schenken‘. Nein, Gott hat uns die Schöpfung gegeben und individuell und kollektiv sind wir dafür verantwortlich. Und wir müssen sie bewahren! Der Mensch, individuell und kollektiv, durch seine Entscheidungen, ist verantwortlich für den Zustand der Natur und der Erde. Das ist keine politische Aussage, das ist göttliche Wahrheit.
Wir sind auch verantwortlich für die Zukunft. Wir sind nicht nur verantwortlich für den Zustand der Erde; wir sind auch verantwortlich für die Verteilung der Schätze der Erde. Das ist nicht die Angelegenheit Gottes, wie die Schätze der Erde verteilt werden. Dazu ist der Mensch verantwortlich. Da können wir den lieben Gott nicht anklagen, das hat er dem Menschen überlassen: Wie der Reichtum heute auf Erden verteilt ist und wie wir das verteilen für die nächste Generation. Wir können nicht sagen: ‚Wir nützen die Erde jetzt ganz aus, wir genießen es. Für die nächste Generation wird Gott schon sorgen‘. Nein! Wir sollen sie bewahren, wir sind dafür verantwortlich.
Gottesdienst in Sankt Petersburg (Russland), 6.10.2019 (siehe nac.today / Video dazu siehe nac.today)
Gott hat den Menschen geschaffen, damit er in Harmonie mit der Schöpfung lebt. Er hat den beiden Menschen die Gleiche Verantwortung gegeben und ihnen gesagt: „Machet euch die Erde untertan“ (vgl. Mose 1, 28). Sie sollen Herr über die Erde sein, aber nicht Herr im menschlichen Sinn, sondern sie sollen Herr sein, wie Gott der Herr ist. Das bedeutet, sie sollen Gott in der Schöpfung vertreten, sie verwalten und sie erhalten, wie er es macht.
Was den Umgang mit der Natur anbelangt, leben wir nach dem Prinzip Jesu Christi: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‘ […] Sei der Vertreter Gottes auf Erden und gehe mit der Natur um, wie Gott es machen will: mit Sorgfalt, mit Liebe und mit Nächstenliebe.
Gottesdienst in Uster (Schweiz), 11.11.2018
Gott stellt die Schöpfung allen Menschen zur Verfügung. Er ist und bleibt Eigentümer seiner Schöpfung. Und er sorgt dafür, dass alles in seiner Schöpfung weitergeht. Uns Menschen hat er die sichtbare Schöpfung zum verantwortungsvollen Umgang anvertraut: „… und machet sie euch untertan“ (1Mo 1,28). Wir wollen seine Schöpfung achtsam behandeln und mit den Ressourcen verantwortlich umgehen.
Wort zum Monat April 2017 „Gott und seine Schöpfung erkennen“
Erkennen wir Gottes Größe! Er ist der Schöpfer, von dem alles kommt, sowohl die sichtbare Schöpfung als auch die gesamte Heilsgeschichte. Es ist unser Auftrag, seine Schöpfung mit Weisheit und Güte zu behandeln. Zwar hat Gott die natürlichen Ressourcen gegeben; die Verantwortung für ihre Verteilung und Erhaltung liegt jedoch bei uns, den Menschen.
Neujahrsansprache, 1.1.2017 (Zum Video bei youtube)
Als neuapostolische Christen sind wir uns bewusst, dass unsere individuellen Entscheidungen an sich nicht unsern Planeten retten und die Zukunft der Menschen gewährleisten können. Dennoch übersehen wir nicht, dass wir die Pflicht haben, der Schöpfung mit Vernunft, Liebe und Güte zu begegnen. Die Tatsache, dass wir auf die bevorstehende Wiederkunft des Herrn warten, entbindet uns nicht von der Verpflichtung, den Lebensraum künftiger Generationen zu achten!
Unsere Familie, Kalender der neuapostolischen Kirche 2015. Seite 30
Es ist unsere Angelegenheit und Verantwortung, dass wir sorgfältig mit der Umwelt umgehen. Das möchte ich betonen. Zum Christsein gehört das Bewusstsein, dass Gott die Erde geschaffen und sie dem Menschen als Lebensraum gegeben hat. In unserem Katechismus (Anm.: Kapitel 3.3.1.2) steht, dass es unsere Aufgabe ist, mit der Umwelt mit Liebe, Weisheit und Vernunft umzugehen. Das hat nichts mit Politik zu tun. Das gehört einfach zum Christsein.
Gottesdienst in Sao Paulo (Brasilien), 16.11.2014, Unsere Familie 3/2015
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